Ein Beitrag von H. Alsleben geschrieben und für diese Website zur Verfügung gestellt, alle Rechte bei H. Alsleben © 2001 Schwerin Seit langem ist bekannt, dass auch im Kloster Dobbertin die Konventualinnen (stimmberechtigte Klostermitglieder) zu feierlichen Anlässen Orden tragen durften. Seit 1763 etwa konnten sie den von Herzogin Louise Friederike, Gemahlin des Herzogs Friedrich von Mecklenburg-Schwerin, gestifteten Tugendorden "Pour la vertur" (Für die Wahrheit) anlegen, und 1787 erhielten die im Kloster lebenden Damen von der Herzogin einen Ordensstern. Zu welchen Anlässen aber trugen die Jungfrauen diese Orden? Darüber hätte nur eine Dobbertiner Klosterordnung Auskunft geben können. Eine solche war aber nicht vorhanden - bis Weihnachten 1998. Damals schenkte die Äbtissin Brunhilde von Oertzen aus dem Heidekloster Isenhagen dem Klosterbauleiter die Dobbertiner Klosterordnung aus dem Jahre 1910. Sie war im Frühling jenes Jahres von der damaligen Domina Hedwig von Schack, handschriftlich aufgezeichnet worden. Zu tragen in Gesellschaft von HerrenIn Paragraph 1 dieser "Ordnung für die Fräulein Conventualinnen" heißt es: "Den Stern allein tragen Damen, wenn einer der Herren Provisoren (Vertreter amtierender Geistlicher, d. A.) sich in Gesellschaft befindet, auch wenn eine fremde Klosterdame oder eine verheiratete Dame von Rang zum ersten mal hier ist. Es ist auch altes Herkommen, daß die Damen mit dem Stern erscheinen, wenn sie bei der Frau Domina zu einer größeren Gesellschaft eingeladen sind. Es steht der Dame aber frei, auswärts und bei anderen Festen den Stern und das Ordensband anzulegen." Und noch ein weiteres "Ordensrätsel" galt es zu lösen: Im Nachlaß der am 3. April 1926 in Dobbertin verstorbenen Priorin Julie Ernestine von dem Knesebeck fand sich ein Foto aus der Werkstatt des Schweriner Hoffotografen Fritz Heuschkel (siehe unten). Es zeigt Auguste Eleonore von Bassewitz, die am 25. August 1906 durch den Konvent der 32 in Dobbertin lebenden Damen einstimmig zur Domina gewählt worden war. Sie übte das Amt fast 20 Jahre aus und starb 84-jährig am 11. Dezember 1925. Auf dem besagten Foto ist neben dem großen Stern und Tugendorden noch eine Kette mit einem Kreuz zu erkennen. Nachforschungen ergaben, daß Herzogregent Johann Albrecht zu Mecklenburg am 25. Juli 1900 der Domina des Klosters Dobbertin dieses goldene Amtskreuz verliehen hatte. Die goldene Kette stiftete die Herzogin. Doch wo dieses Kleinod geblieben war, wußte niemand. Bekannt war nur, daß durch eine Intrige der 1938 von den Nazis eingesetzten "Vertrauensfrau" Agnes von Bülow die Domina Auguste von Pressentin abgelöst worden war. Danach wurde das Amtskreuz nicht mehr verliehen. Nach Sichten diverser Aktenbestände im Landeshauptarchiv führte eine Spur von der Gestapo über die Staatsministerien zum Landesmuseum in Schwerin. Die besagte Domina hatte das Kreuz nebst Kette treuhänderisch der Mecklenburgischen Ritterschaft in Rostock übergeben, wo es 1939 die Gestapo beschlagnahmte. Von dort gelang es über das Staatsministerium am 21. März 1939 in das Landesmuseum Schwerin. Danach die spannende Anfrage an das Staatliche Museum in Schwerin. Befindet sich das Kreuz noch im Museum oder ist es im Zuge der Kriegsauslagerungen 1945 verschollen? Glückliches Ende einer aufwendigen SucheEndlich kam Nachricht aus dem Museum: Das Dominakreuz aus der Werkstatt des Schweriner Juweliers Ratfisch befindet sich in den kunsthandwerklichen Sammlungen. Welch ein Glückstreffer für das Kloster Dobbertin! Weitere Freude dann, als der Klosterbauleiter einige Tage später im Depot des Museums das Kreuz in Händen halten durfte. Neun Zentimeter groß aus puren Gold, ein großer Türkis und vier kleinere, dazu noch zwanzig mittlere und einundzwanzig kleinere Brillanten zieren das kleine Kunstwerk. Eine lange und intensive Suche hatte ein erfolgreiches Ende. Wünschenswert wäre, wenn nach Abschluss der Sicherungs- und Sanierungsarbeiten am Kloster Dobbertin einige der historisch wertvollen Klostergegenstände der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht werden könnten.
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